Appell an die Politik: Kein „Festhalten an Mauern“ – Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen!
Die Stadtratskandidaten des OV der SPD Schongau und Bürgermeister Falk Sluyterman wurden von Geschäftsführer Thomas Lippmann und dem Ärztlichen Direktor des Krankenhauses Schongau, Dr. Michael Platz, zu einer Informationsrunde im Krankenhaus begrüßt. Die Führung durch Notaufnahme, Akutgeriatrie und auch die Geburtshilfeabteilung – vorgestellt von Chefarzt Dr. Ikechukwu Emmanuel Anikwe - wurde durch lebhaften Gedankenaustausch zu Situation und den vielfältigen Neuerungen des Krankenhauses sowie eine Vorführung des neuen Pflegeroboters „Johanna“ abgerundet.
Der Vortrag des Geschäftsführers Thomas Lippmann gleich zu Beginn im Foyer des Krankenhauses war von Engagement und Appellen an die Politik geprägt.
Die Krankenhaus GmbH im Landkreis steht unter dem Motto „Mein Krankenhaus 2030“, der Leitgedanke der Gesundheitsvorsorge als Auftrag zog sich als roter Faden auch durch die Ansprachen des Ärztlichen Direktors, Dr. Michael Platz und des Chefarztes der Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Ikechukwu Emmanuel Anikwe. Die Bedeutung des Standortes Schongau für die Menschen im Landkreis sollte nicht unterschätzt werden, trotz baulicher Vorhaben muss stets der Mensch im Mittelpunkt stehen. Dabei wurde der Blick nicht nur auf die Patienten gerichtet, sondern auch auf die Mitarbeiter. Im Zeitraum von 2018 bis 2020 wurden 100 neue Krankenschwestern und -pfleger eingestellt, dadurch stieg die Belegschaft auf über 1000 Personen an, die für ca. 400 Patienten sorgen. Es wurde jedoch ein dauerhafter Angebotsmangel auf dem Arbeitsmarkt, besonders an Ärzten, beklagt. Das Gesundheitswesen als großer Arbeitgeber beinhaltet Pflegekräfte und Ärzte als wichtigste Faktoren, im Umgang mit Patienten und Mitarbeitern sind Wertschätzung und Erhaltung der Qualitätsstandards unumgänglich.
Letzteres war auch der Grund für die Schließung der Geburtshilfe-Abteilung in Weilheim. Qualität ist der Maßstab, die Verantwortung für die Patienten ist vorrangig.
Chefarzt Dr. Platz verwies auf die Konzepte für die Zukunft und die bayerischen Strukturen. Er vermerkte politisches Versagen sowohl in der Fläche als auch in der Stadt, was z. B. die Ausschöpfungsmöglichkeiten neuer Ressourcen im ärztlichen Bereich betrifft. Schongaus Standortvorteile drücken sich in guter Wohnlage, Lebensqualität für Familien und die Schuldichte aus, jedoch könnten die Grundlagen für die Akquise neuer Mitarbeiter noch verbessert werden. Thomas Lippmann fügte Hinweise auf die Ziele für das „Krankenhaus 2030“ an: Wertschätzung gegenüber dem Personal auch in Bezug auf den Verdienst, die hochtechnisierte Ausstattung u.a. mit Assistenzrobotern, die Kommunalität als Vorteil gegenüber anderen Trägern und die neue universitäre Anbindung Schongaus als Lehrkrankenhaus im Fach Chirurgie an das Klinikum Rechts der Isar mit gemeinsamen Projekten.
Beim Besuch der Akutgeriatrie durfte sich Landratskandidat Alexander Majaru mit dem Pflegeroboter „Johanna“ befassen. Die kleine KI in Robbenform erzielte bereits gute Erfolge mit Patienten, auch wenn in der Diskussion die Frage nach „echten“ tiergestützten Therapieformen aufkam. Die guten Erfolge der Roboterassistenzsysteme bei Operationen standen jedoch außer Frage, sie werden von den Patienten durchwegs gut aufgenommen. Die neuen Techniken erfordern jedoch einen höheren Ausbildungsaufwand, dem bereits in der angegliederten Pflegefachschule entsprochen wird – Voraussetzung für den Ausbau der Schulen ist aber noch ein Ausbau der Mobilitäts-Infrastruktur des Landkreises.
Dr. Anikwe betonte in seiner Begrüßung in der Geburtshilfe-Abteilung ebenfalls den Ärztemangel, dadurch käme es oft zu zusätzlichen Diensten. Im Jahr 2019 gab es 571 Geburten, in diesem Jahr kamen schon 39 Kinder zur Welt. Für Fördermittelgewährung müssten jedoch 2020 ca. 650 Geburten stattfinden – eine augenzwinkernde Aufforderung an die jüngeren Besucher.
Zum Ende des Rundgangs wurde auf die kommende Neugestaltung der Notaufnahme eingegangen, die als Investition mit ca. 2 Mio. € veranschlagt wird. Die Schere zwischen Krankenkassen-Vorschriften und Notwendigkeiten in der Versorgung wird immer größer und verursacht ein komplexes Vorgehen.
Die Besucher nahmen die Frage mit: Was kann Kommunalpolitik bewirken, um die notwendige Qualität zu wahren?
SPD-Schongau