Das Münzgebäude in der Schongauer Altstadt soll zu neuem Leben erweckt werden, so fordert es die SPD-Fraktion im Rathaus. Am Ende der Münzstraße gelegen soll das denkmalgeschützte Gebäude im Erdgeschoss mit einem Café ausgestattet werden, Räume der Begegnung könnten geschaffen und eine Verbindung zum Wehrgang der Stadtmauer gebaut werden. Die ehemalige Fronveste soll als Einzeldenkmal vorbildlich saniert werden - ein Glanzstück Schongauer Baugeschichte. Initiative von Rolli-Welten und Support e.V. soll geprüft werden.
Dritter von links: Bürgermeister Falk Sluyterman, daneben Ilona Böse, SPD-Fraktionsvorsitzende. Links außen Franz Grundner von der Stadtverwaltung.
Seit 2008 steht das Münzgebäude am nördlichen Ende der Schongauer Altstadt leer und harrt einer zeitgemäßen Nutzung. Diesen Leerstand nahmen die Schongauer Sozialdemokraten zum Anlass, sich von sachkundigen Mitarbeitern der Stadtverwaltung das bedeutende Einzeldenkmal zeigen zu lassen. Franz Grundner erläuterte, dass das jetzige Gebäude im Innern einen gewaltigen Torturm umschließt, der auf die Zeit der Stadtgründung Anfang des 13ten Jahrhunderts zurückgeht.
Ähnlich dem Polizeidienerturm im Süden war das „Schmid-Königs-Thor“ der mittelalterliche Einlass zur Stadt auf der Nordseite. Wer von Augsburg kam, musste dort hindurch. Erst nach der Stadtgründungsphase verlegte der Landesherr die Zufahrt zur Stadt nach Westen, nämlich durch das Maxtor. Das Münztor von heute hat keine historischen Wurzeln, auch der Name Münzgebäude führt in die Irre, da sich dort wohl nie eine Münzprägestätte befunden hat.
Franz Grundner, Stadtarchivar und Beamter der Stadtverwaltung, konnte den Sozialdemokraten zur Häusergeschichte viel Interessantes berichten:
Im Jahr 1769 wurde das Holz geschlagen, das den Dachstuhl des Münzgebäudes bildet. Aus dieser Zeit stammt auch die Formensprache des Gebäudes, wie es dem heutigen Betrachter gegenüber tritt. Jeder SPD-Stadtrat hat gut in Erinnerung, dass die Polizei aus dem Münzgebäude im Jahr 2008 ausgezogen und in ein Funktionsgebäude am Jugendheimweg eingezogen ist. Aber dass die Landespolizei seit 1964 im Hause untergebracht und dies stets als provisorische Unterbringung gedacht war, das war den meisten dann doch neu.
„Die Geschichte dieses Einzeldenkmals ist hoch interessant, aber wie wird dessen Zukunft sein“, wollte Stadträtin Barbara Karg von der versammelten Runde wissen. Über die Nutzung im Erdgeschoss waren sich die Genossen einig: Ein Café muss her! „In dieser Lage bietet sich ein Café wirklich an. Die Sonne scheint auf den Vorgarten, wo sehr gut eine Terrasse die Gäste im Sommer anlocken kann“, beschreibt Fraktionsvorsitzende Ilona Böse die prominente Lage des Hauses. Martin Schwarz, von Beruf Bauingenieur und Schreiner, regt an, dass es vom ersten Stock des Münzgebäudes einen Durchbruch zum Wehrgang der Stadtmauer geben sollte: „Dann können die Besucher unserer Stadt nach der Tasse Kaffee über das Treppenhaus des Münzgebäudes auf den Wehrgang gehen und die Stadtmauer erkunden.“
Für Bürgermeister Falk Sluyterman war die Begehung des Hauses gemeinsam mit den SPD-Stadträten sein erstmaliger Eindruck vom Inneren des Einzeldenkmals, da er bisher wegen zahlloser anderer Termine keine Gelegenheit dazu hatte.
„Der Bedeutung als hochrangiges Einzeldenkmal müssen wir gerecht werden. Ich bin froh, dass es mit dem genauen digitalen Aufmaß des Gebäudes bereits planerische Grundlagen gibt, auf die wir aufbauen können. Was die zukünftige Nutzung betrifft, müssen wir auch an die Initiative Support e.V. und an die Rolli-Welten denken“, weist der Stadt-Chef den weiteren Weg.
Die Sozialdemokraten waren sich vor Ort schnell einig, dass der Gedanke, ein Mehr-Generationen-Haus zu schaffen, intensiv mit den Initiatoren geprüft werden muss, die in Schongau einen sozialen Treffpunkt schaffen möchten. Die Idee des „Münz-Café“ wollen die SPD-ler weiter verfolgen, und auch den Wunsch, dass der Zugang für Touristen via Wehrgang hergestellt werden soll. „Die verschiedenen Nutzungen schließen sich nicht aus, vielleicht ergänzen sie sich sogar. Wir bleiben am Ball!“, versichert Ilona Böse für die Sozialdemokraten im Schongauer Stadtrat.
SPD Schongau